Stiller Reflux: Symptome, Diagnose & Behandlung

Stiller Reflux stellt eine besondere Ausprägung der Refluxerkrankung dar.

Was ist Stiller Reflux?

Reflux ist Magensaft, welcher in die Speiseröhre aufsteigt. Dort reizt sie die Schleimhaut und verursacht typischerweise Sodbrennen.

Bei Stillem Reflux dagegen gelangt der Reflux noch etwas weiter: bis in Hals, Kehlkopf, Lunge, Nase oder durch die Ohrtrompete sogar bis in die Ohren. Im Gegensatz zum normalen Speiseröhrenreflux, ist Stiller Reflux in der Regel ein feines Aerosol. Das bedeutet, es handelt es sich um ein kleinste Tröpfchen, welche sich in die Luft der Atemwege vermischen. Manchmal wird bei Stillem Reflux auch von einem Gas geredet, auch wenn das technisch gesehen nicht ganz korrekt ist.

Stell es dir ähnlich vor wie bei einem Husten: kleinste virenbeladene Tröpchen gelangen als Aerosol in die Umgebung des Hustenden. Gleichermaßen gelangen beim Reflux kleinste Mengen an Magensaft in die Atemwege. Zwar handelt es sich um winzige Mengen an Reflux. Jedoch haben Hals und Atemwege im Gegensatz zur Speiseröhre fast keinen Schutz gegen den aggressiven Magensaft, weswegen bereits diese winzigen Tröpfchen zu Entzündungen führen können.

Um Stillen Reflux ranken sich viele Mythen und Irrtümer. Grundsätzlich gilt: Jeder Mensch hat ab und zu Reflux. Das alleine ist nichts Ungewöhnliches. Die einen haben hin öfter, die anderen seltener. In der Regel ist den Menschen gar nicht bewusst, dass sie Stillen Reflux haben.

Beispielsweise führt starkes abendliches Trinken oft zu heftigem Reflux in der Nacht. Die durch den Reflux gereizten Schleimhäute machen sich am Morgen als trockener, rauer Hals bemerkbar. Die meisten denken dann, dass es an der austrocknenden Wirkung des Alkohols liegt, wenn oftmals Reflux der wahre Grund für die Reizungen ist. Erst wenn die Beschwerden zu einer echten Belastung werden, redet man von einer Refluxerkankung.

Wie Stiller Reflux entsteht

Stiller Reflux kann nur dann aus dem Magen entweichen, wenn die Schließmuskeln der Speiseröhre (Ösophagussphinkter) nicht korrekt funktionieren.

Die Schließmuskeln öffnen sich normalerweise, wenn Speisen und Getränke durch die Speiseröhre in Richtung Magen gelangen sollen. In allen anderen Fällen sollen sie geschlossen bleiben, um Reflux zu verhindern.

Wieso die Schließmuskeln der Speiseröhre durchlässiger werden, kann an verschiedenen Ursachen liegen. Dazu können Übergewicht, Schwangerschaft oder ein Zwerchfellbruch gehören. Aber auch Störungen der Magenmuskulatur, Stress oder schlicht die falsche Ernährung können Auslöser sein. Hinzu kommen individuelle Unterschiede. Manche Personen sind anfällig als andere.

Das Magenenzym Pepsin spielt eine entscheidende Rolle

Ein wichtiger Unterschied zwischen Speiseröhrenreflux und Stillem Reflux ist, was genau im Reflux das Problem ist.

Bei Speiseröhrenreflux ist es die Magensäure. Bei Stillem Reflux ist dagegen das Magenenzym Pepsin das Hauptproblem. Pepsin ist ein Magenenzym, das Protein abbaut. Im Magen hat es sehr wichtige Funktionen, um Eiweiße aus der Nahrung zu verarbeiten. Außerhalb des Magens kann es dagegen viel Schaden anrichten, da Proteine grundlegende Bestandteile unserer Zellen sind.

Steigt Pepsin mit dem Gas in Hals und Atemwege auf, kann es dort die Schleimhäute angreifen, beispielsweise in Larynx (Kehlkopf), Pharynx (Rachen), Lunge, Mund und Nase. Pepsin ist umso aggressiver, je saurer die Umgebung ist, in dem es sich befindet. Nehmen Betroffene Säure aus der Nahrung zu sich, wird die zerstörerische Wirkung des Pepsin erhöht und die Symptome des Stillen Reflux verschärfen sich.

Symptome: Warum Stiller Reflux oft sogar unerkannt bleibt

Die Symptome von Stillem Reflux sind unspezifisch. Das bedeutet, es gibt nicht das typische Stiller Reflux Symptom, bei dem man sagen kann, ja das ist eindeutig Stiller Reflux. Alle Symtpome können grundsätzlich auch von anderen Krankheiten verursacht werden. Anders als beispielsweise Sodbrennen, welches ein eindeutiges Symptom von Speiseröhrenreflux ist.

Einige typische Stiller Reflux Beschwerden sind:

  • Heiserkeit
  • Husten
  • Kehlkopfentzündung (Laryngitis)
  • Räusperzwang
  • Schwache Stimme
  • Vermehrte Schleimbildung / verschleimter Hals
  • Halsentzündung (Pharyngitis), Halsschmerzen, oder -brennen
  • Kloß im Hals
  • Schluckbeschwerden
  • Häufiges Aufstoßen
  • Gereizte Schleimhaut in Hals und Nase
  • Wiederkehrende, oder hartnäckige Nasennebenhöhlenentzündung
  • Probleme beim Atmen (asthmaähnliche Symptome)

Selten haben Patienten alle diese Beschwerden. Meist haben sie nur eines, oder wenige Symptome. Als erste Symptome werden oft Heiserkeit, vermehrtes Räuspern und andere Stimmprobleme bemerkt, insbesondere bei Berufssprechern. Das liegt zum einen daran, dass der Kehlkopf und die Stimmbänder sehr nahe an der Speiseröhre sind, also der Quelle des Stillen Reflux. Zum anderen sind die Stimmbänder generell sehr empfindlich für Reizungen.

Diagnose: Verwechslungsgefahr

Die typischen Stiller Reflux Symptome können durch viele Erkrankungen erzeugt werden. Oft werden die Symptome mit Asthma, Allergien und Infekten verwechselt, da sich die Symptomatik so sehr ähnelt. Das ist der Grund, warum Patienten oft erst nach einem Ärztemarathon mit Stillem Reflux diagnostiziert werden, da die Symptome eben so unspezifisch sind. Zudem sind die meisten Refluxtests auf Speiseröhrenreflux ausgelegt. Es braucht einen mit Stillem Reflux erfahrenen Arzt, um Tests korrekt zu interpretieren.

Das heißt jedoch nicht, dass es nicht typische Anzeichen für Stillen Reflux gibt. Aber es kommt darauf an, die Symptomatik in Zusammenhang miteinander zu betrachten, sowie im zeitlichen Verlauf und im Zusammenhang mit Refluxauslösern. Das erfordert Erfahrung mit der Krankheit, welche nur wenige Ärzte haben.

Wenn du deine Symptome testen möchtest, bevor du dich auf eine weite Reise zu dem nächsten Facharzt begibst, kannst du online in wenigen Minuten einen Fragebogen ausfüllen, welcher prüft, ob deine Symptome zu Stillem Reflux passen.

Beim Arzt: Oft veraltete Behandlungsmethoden

Wie zuvor bereits erwähnt, wird Sodbrennen durch Magensäure ausgelöst, während bei Stillem Reflux in erster Linie Pepsin das Problem ist, einem Magenenzym, welches Protein abbaut.

Diese Erkenntnis ist jedoch relativ „neu“. Neu in Anführungsstrichen, da es bereits seit Jahrzehnten Studien zum Thema gibt. Aber in der Medizin dauert es manchmal einige Zeit, bis sich neues Wissen durchsetzt

Das Problem ist, dass viele Ärzte immer noch versuchen Stiller Reflux wie Sodbrennen zu behandeln: indem sie die Säureproduktion mit Medikamenten drosseln. Das ändert jedoch nichts an der Pepsinproduktion, dem Grundproblem bei Stillem Reflux. Viele Studien der letzten Jahre haben aufgezeigt, dass klassische Säuremedikamente keinerlei Effekt auf Stillen Reflux haben (siehe Metastudie). Trotzdem werden diese Medikamente nach wie vor fast immer bei Stillem Reflux verschrieben. Sicherlich auch, weil durch Säuremedikamente hohe Profite erzielt werden und viel Werbung für diese Medikamente gemacht wird.

Zudem haben viele betroffene Menschen Probleme, einen passenden Arzt zu finden. Während die Symptome vor allem in den HNO Bereich fallen, ist die Ursache, die Refluxkrankheit, Fachgebiet des Gastroenterologen (Magenarzt). Das Resultat ist, dass sich oftmals keiner so richtig zuständig fühlt. Der Patient wird hin und her überwiesen, anstatt ganzheitlich behandelt zu werden.

Behandlung: Ernährung spielt eine entscheidende Rolle

Wie bereits erwähnt, schlägt Stiller Reflux auf säurereduzierende Medikamente nicht an.

Derzeit gibt es auch noch keine spezialisierten Medikamente zur Behandlung von Stillem Reflux.

Die Alternative ist eine Ernährungsumstellung. Studien, als auch die Erfahrung vieler Patienten und Ärzte zeigen, dass sich mit einer Änderung der Ernährung enorme Verbesserungen bei den Symptomen erreichen lassen.

Bei einer auf Stillen Reflux angepassten Ernährung werden Lebensmittel vermieden, welche zur einer Schwächung der Speiseröhrenventile führen. So wird Reflux bei Betroffenen reduziert. Zudem werden saure Lebensmittel (niedriger pH-Wert) vermieden, welche Pepsin aktivieren, wodurch Symptome gelindert werden.

Fazit: Stiller Reflux ist behandelbar, aber es gibt keine Wunderpille

Stiller Reflux ist keine Krankheit, die man mit einem einfachen Medikament beseitigen kann. Jedoch gibt es viele Maßnahmen, mit welchen man die Symptome unter Kontrolle bringen kann. Eine auf Stillen Reflux zugeschnittene Spezialdiät ist dabei der wichtigste Teil der Stiller Reflux Therapie.

Für einen einfachen Einstieg mit praktischen Tipps in die Stiller Reflux Therapie kann ich dir den Onlinekurs zur Behandlung von Stillem Reflux auf Refluxgate.de empfehlen. Dort findest du alle relevanten Informationen. Sie beruhen auf den aktuellen Erkenntnissen aus der Wissenschaft und werden dich auf deinem Heilungsweg unterstützen.

Neben den richtigen Speisen und Getränken gibt es eine Reihe von weiteren Gewohnheiten, die positiv auf den Krankheitsverlauf wirken können. Auch dazu findest du Anleitungen in dem Kurs.

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